Brieff einer Gesellschaft der Trinkstuben
zu Rheinaw
aufgesetzt auf den St. Margarethentag 1431

    

 

Es ist ze wissent, dz der Herren und gemeiner Gesellschafft der Trinkh-Stuben zu Rheinaw Recht und Ordung ist, dz ein Vatter seinen eltesten Sohn mit ihme uf die Stuben nimbt, diewil im ein gemein gesellen gonnent. Also erbt aüch der eltest Sohn das Stüben=Recht von seinem Vatter. Es were denn, das der Vatter den eltesten Sohn bey seinem leben hat aussgesteüret; wan das also were, so erbt es darnach der eltest, der by seines Vatters Hüss verblibet und es besitzet; wo aüch zwen unvertailt gebrieder sindt, die stübenrecht hondt ererbt, oder sie habendt es erkhaufft, die megendt aüch mit einander hinuff gon; wenn sich einer aber alls unbeschaidentlich hielte, den mag man haissen daniden sin, und wenn sie von einander thaillent, so het es der eltest behebt, er were dan alls unmesslich oder als unredlich mit seinen sachen, und der Jünger also redlich und leüfig, so mag man es dem eltesten nemen und dem Jüngern zustellen.

 

 
 

So hat auch ein Knecht Recht und gwalt in ains Huss zu gone ab pfand, es wer um Trünkh=Gelts oder Stuben=Sitz, ald umb welcherlay sach das ufgeloffen ist, von Ordnung wegen der Stuben on Merckliches Summen und Irrung; auch mag ein Herr des Convents, der Stuben=Recht het, einen Knecht oder Schuoller mit Ime heruff nehmen, ob er sich alls beschaiden hielt oben sein. Und auch umb dis alles, so hie oben beschriben steth oder ist, so ist dis Hauss und Hoffraiti gefreyt von Herren und Vögten und von einer Gemaindt, dass es ledig sein soll in Stür und im werchen, dz es derkeins thün oder umb solches, wer der were, in der Statt niemand hin angesetzt sein soll. Wer ein offen schenkh haben will, der mag ein Jar inziehen. Wenn auch eim ein Freündt sturb, Wib oder iemandts von sinen magen den zu lieb well haben, der mag es auch hier inziehen.

 
     
 

Und dises alles zu wahrem urkhundt und mehrer sicherheit, so haben wir, der Convent des Gotts-Hauss zu Reinaw, unnser Convent Insigel für uns und unser nachkommen freyen truckhen an diessen Brief, alles das hie ob geschrieben staht getrewlich ze halten ohn all geverde.

 

 

 

Daselb von Schulthaiss und von Röhte zu Reinaw aigen Stat=Insigel auch hon hencken lohn an dissen brief für gemeine Gesellschafft der Gesellentrinck = Stuben zu Reinaw alles getrewlich ohn geverde, und hierwider nit zu thun anuerd, het hierumb zu ainer mehrerer Sicherhait allen obgeschribnen sachen, so ist diser Brieff und Ordnung geben und gemacht uf St. Margretha Tag in dem Jahr, allss man zalt nach Christi Geburt Vierzehnhundert Dreissig und ein Jahr.