Schon einmal wurde das «STUBEN GESELLSCHAFT BUCH» – so lautet die Prägeschrift auf dem ledernen Einband des gewichtigen Folianten – aus dem Dunkel der Vergessenheit gezogen: Pfarrer J. Burtscher berichtet im Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1902, dass «ein jüngst aufgefundenes Stuben- Gesellschaftsbuch zu den historisch interessanten Dingen aus der Rheinauer Geschichte gezählt werden kann.»

 

Offensichtlich hat sich das Interesse daran dann im Laufe der Zeit verloren, denn das wertvolle Dokument verschwand in privaten Händen, bis es 1987 von einem Mitglied der neu konstituierten Stubengesellschaft in fachgerecht restauriertem Zustand in die Hände der Gesellschaft übergeben wurde, die es sich zur Pflicht machte, das kostbare Archivstück für die Nachwelt zugänglich aufzubewahren

Der 33 mal 22 cm messende und 4½ cm dicke Band wurde von Bernardus Rusconi, Prior des Gotteshauses Rheinau und nachmaliger Abt Bernhard II. (1744-1753) als Mitglied der Stubengesellschaft verfasst und von Bruder Stephan Engist in kalligraphischer Schrift schön gestaltet.

Die reich verzierte Titelseite lautet:

 

Gesellschafts-Buch, das ist
Brief, Capitalien, Verehrte Becher, Satzungen, Nähme der Bau=Meisteren und Stuben=Geselle, das Protocol aller gehaltenen Botte Angefangen und aufgesetzt Anno 1743

In der Tat ist das Buch nach einer persönlich gehaltenen Vorrede des Verfassers in elf Kapitel aufgeteilt, welche in einem angehängten Register verzeichnet und mit Lederlaschen leicht auffindbar markiert sind:

Zwischen den Kapiteln finden sich Dutzende von leeren Seiten; die Meinung war, diese im Laufe der Zeit mit Mitgliedernamen, Versammlungsprotokollen und wachsenden Inventarlisten zu füllen.

 

Allein, es war eine neue Epoche im Anrollen, in der die überlieferten Gesellschaftsstrukturen – die Satzungen im Buch basieren auf dem Stubenbrief von 1431, der ebenfalls im genauen Wortlaut enthalten ist – schliesslich mit der französischen Revolution vollends zerfielen und damit das Ende der «Ehrsamme gesellschafft auf der Trinck-Stuben zu Rheinaw» besiegelten. Der letzte, flüchtige Eintrag datiert von 1810.